· 

Belohnung und Timing in der Hundeausbildung

Jeder von uns möchte, dass sein Hund möglichst gut hört, Verhaltensweisen zeigt, die unserem täglichen Leben angepasst sind. Wir geben von Welpe an unser Bestes, dieses Ziel zu erreichen, loben und belohnen nach bestem Wissen und Gewissen unsere Hunde für korrektes Verhalten und wundern uns, dass sich trotzdem unerwünschte Dinge einschleichen und auch festigen.

 

Nein, es liegt nicht an den Theorien, dass mein Hund eben "stur", "frech" oder "dominant" ist. Es liegt an mir, weil ich folgendes zugelassen habe:

 

  • Mein Hund hatte die Möglichkeit ein unerwünschtes Verhalten mehrfach zu "üben"
  • Für meinen Hund hat sich das unerwünschte Verhalten gelohnt (hier verweise ich gerne auf meinen letzten Blog Artikel. ("....ein Verhalten, das zu einer belohnenden Konsequenz führt, wird immer häufiger und zuverlässiger ausgeführt werden!")
  • Möglicherweise habe ich selber sogar (unbewusst) das unerwünschte Verhalten wiederholt belohnt.

 

Was kann für einen Hund belohnend wirken?

Ressourcen. Spontan kommt uns der primäre Verstärker Futter in den Sinn. Es wirken aber noch sehr viel mehr Dinge belohnend, z.b. schnüffeln, rennen, Zerrspiele u.v.m. Was auch sehr belohnend wirken kann ist z.B. eine Bewegung. Insbesondere eine Bewegung unsererseits. Auch das Zulassen, bzw. das nicht verhindern, dass Verstärker in der Umwelt gesucht werden, wirken belohnend.

Ein kleines Beispiel zur "Bewegung". Mein Hund soll sitzen bleiben. Ich entferne mich von ihm und gehe wieder auf ihn zu. Während ich auf ihn zugehe, steht mein Hund auf. Indem ich weiter auf ihn zugehe, belohne ich dieses Verhalten. Was könnte ich anders tun? Die erste Wahl ist natürlich, die Trainingssituation zu überdenken und diese so zu gestalten, dass das unerwünschte Verhalten nicht mehr auftritt. Diesen Lösungsansatz kann und sollte ich unbedingt beim nächsten Training einfließen lassen. In der aktuellen Situation wäre es z.B. besser, stehen zu bleiben und abzuwarten bis der Hund die Entscheidung trifft, sich zu korrigieren, dann weiter auf ihn zuzugehen und eine angemessene Zeit vergehen zu lassen, bis er fürs Sitzen die nächste Belohnung erhält.

 

Was bedeutet Timing?

Der Zeitpunkt einer Belohnung, das Timing also, entscheidet darüber, WAS ich am meisten belohne. Das Verhalten unmittelbar vor der "Belohnungsübergabe" wird am stärksten belohnt. Aber auch die Verhaltensweisen davor werden mit belohnt, allerdings nicht so nachhaltig.

Nehmen wir als Beispiel einen Hund, der einen Gegenstand apportieren soll. Der Hund nimmt den Gegenstand auf, dreht sich um, in dem Moment nimmt er einen Spaziergänger wahr, schaut kurz dort hin, macht sich dann auf den Weg zu mir zurück, unterwegs hält er kurz an, weil er noch Gestrüpp an seiner Rute hängen hat, legt den Gegenstand ab, befreit sich vom Gestrüpp, kommt ohne Gegenstand zu mir und freut sich seines Lebens. Und weil ich den aller niedlichsten Hund der Welt habe, greife ich in meine Jackentasche und nach einigem Suchen finde ich ein Leckerchen und gebe es ihm dafür, dass er einfach der Größte ist. Und nun lasse ich euch die Analyse der Situation machen. Wofür habe ich meinen Hund am allermeisten belohnt? - Genau - dafür, dass er erwartungsvoll vor mir steht und gespannt beobachtet, wie ich ein Leckerchen in meiner Tasche suche.

 

Dieses Beispiel ist natürlich sehr überspitzt gewählt. Im Alltag sehen wir uns mit sehr vielen viel subtileren Situationen konfrontiert, wo unsere Auffassungsgabe, Timing und auch unser Reaktionsvermögen gefragt ist. Was wir uns im Hundetraining immer wieder in Erinnerung rufen müssen ist:

 

Wir sollten keine Absichten belohnen, sondern Verhalten. Dabei muss uns bewusst sein, WELCHES Verhalten wir gerade belohnen!

 

Ich freue mich, wenn ich den einen oder anderen Leser dazu ermutigen kann, einzelne "Fehlverhalten" genauer unter die Lupe zu nehmen! Viel Spaß beim Beobachten!

 

Weitere Artikel zum Thema Erziehung

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0